TANZSTÜCK VON GIORGIO MADIA

MUSIK VON NINO ROTA (ARRANGIERT VON BELA FISCHER)

 

Inszenierung & Choreographie: Giorgio Madia

Bühne: Cordelia Matthes

Kostüme: Bruno Schwengl

 

BESETZUNG Ballett der Volksoper Wien (Ballettdirektor: Giorgio Madia)

Andreas Schüller (Musikalische Leitung) | Orchester der Volksoper Wien

 

SPIELDAUER 1:30 h | ohne Pause

 

 

URAUFFÜHRUNG

15 Januar 2005

Volksoper Wien

 

PREMIERE

9 September 2007

Staatsballett Berlin | Komische Oper Berlin

 

Ich habe das Buch natürlich gelesen, vor allem das englische Original. Es lebt von der englischen Sprache, vom Wortwitz, von den Spiegelungen. Ich glaube, dass der Autor das Denken des Mädchens Alice, dem er diese Geschichten erzählt hat, anregen wollte. Mich interessieren de zahlreichen psychologischen Deutungen nicht. Damit arbeite ich nicht, ich möchte in erster Linie in eine Welt der scheinbaren Ver-rücktheit eintauchen. Das ist nicht unbedingt ein reines Kinderstück.

Ich bin überzeugt, man muss das Buch lesen, wie es ein Kind lesen würde: Carroll hat die Geschichte lustig, leicht und positiv erzählt, ein bisschen verrückt und absurd vielleicht, aber manchmal auch sehr berührend. Alice ist für mich ein ganz normales, neugieriges Mädchen, das mit einer ungewissen Situation konfrontiert ist, und Carroll erzählt, wie sie sich dabei fühlt. […]

Rota hat nicht bloß einen Klangteppich vorgelegt, er hat die Bilder in eine neue Dimension gehoben. Und er ist mit viel Ironie an die Arbeit gegangen, ich glaube, wir haben den gleichen Humor.“

Dieses Tanzstück ist der Traum eines neugierigen Kindes. Gelingt es uns nochmals, wie die Kinder zu träumen? Sind wir noch neugierig? Ich hoffe jedenfalls: „Alice fará felice!“ – GIORGIO MADIA  [in Interview with Andrea Amort, Kurier, 14 January 2005]

 

 

PRESSESTIMMEN

 

2005 VOLKSOPER WIEN

Is there a more off-putting marketing ploy than the phrase, “Fun for children of all ages?” One of the innumerable beauties of “Alice,” Giorgio Madia’s new work based on Lewis Carroll’s classic “Alice’s Adventures in Wonderland,” is that it is distinctly, blessedly aimed at adults.

No prim and proper English child, this Alice scratches her behind, wipes her nose with her hand and emits an earthshaking belch. Costumed by Bruno Schwengl, she looks like a kinky 1960s Playboy fantasy of a naughty schoolgirl: plaid, pleated micro-miniskirt barely concealing lacy undies, white blouse with necktie, pageboy haircut and black knee-high stockings suggest a dominatrix-in-training.

Alice’s first appearance, executing gymnastic moves on a swing arcing across the entire width of the stage, tells us right away this is no bored little innocent, but a young woman on the threshold of discovering her sexuality.

Madia has created a sort of ballet-cum-variety show that never ceases to dazzle or titillate. To facilitate the nonstop, dizzying action, seven dancers portray Alice, but (until the finale with a stage filled with Alices of all sexes) we never see more than one at a time: sometimes a head protruding from one side of the stage and a torso from the other, or one Alice disappearing down a hole, while another Alice is seen high above the stage, making her descent to Wonderland.

The dancing — nothing like classical ballet — is athletic, rowdy, raucous and raunchy. The jokes range from classic (a music-hall pantomime of two footmen engaged in a gross misunderstanding over the delivery of the Queen of Hearts’ invitation to the Duke) to topical (as Alice tumbles from the flies in slow-motion, a bottle of Prozac is among the giant household objects flowing upward) to magnificently cheesy (a truly awful, vainglorious magician and his bunny-suited assistant, en pointe, milk the house for applause).

The sets are minimal but effective; Schwengl’s designs are the true eye-poppers, especially a dress made of giant playing cards and a wild headpiece for the Queen of Hearts. The playing cards are dancers in stylized underwear who seem to have misplaced their pants and dresses, each marked with a heart, spade, club or diamond. Madia’s way of shuffling the cards and then fanning out a hand is nothing short of genius.

Each of the Alices is a wonder, Harald Baluch is wildly funny as the greaseball magician, but Emil Galazka steals the show as the hyperactive, acrobatic White Rabbit, sporting a bowler hat with requisite bunny ears, half a pair of tights that leaves one buttock and leg exposed and, of course, a fluffy tail. As the Footmen, Walid Abdel and Patrik Hullman offer an object lesson in old-school vaudeville shtick.

Tying it all together, Madia has set the work to music by Nino Rota, best known for his scores for Fellini’s films: rambunctious, sensuous, seductive, ultimately magical. The band is given its due: The work opens and closes with the full symphony orchestra rising and descending on an elevator from the pit to stage level.

There may be no better entertainment for visitors to Vienna who want an evening out but don’t like classical music or can’t afford to mortgage the house to buy tickets for the State Opera. Initial run has been extended through April 19, and “Alice” will return to the repertory for the 2005-06 season.

Larry Lash, Variety, 20 March 2005

 

Ein blitzblank poliertes ‚Ballettical‘ mit Humor und Melancholie in fabelhafter Ausstattung. Eine Mischung aus Akrobatik und Tanz. Kein Operetten-Ensemble, sondern tatsächlich Konkurrenz zur Staatsoper.

Trotz der bühnentechnisch aufwändigen Verwandlungen bleibt am Ende der Eindruck durchdachter Sinnhaftigkeit zurück.

Es ist offensichtlich nicht die hehre, hohe Kunst, die Madia inszeniert, sondern vielmehr eine sorgsam ausgetüftelte Mischkulanz aus Zirzensischem, Revuehaftem und Körperleistungsschau. Eine Form des Entertainments, die nicht zuletzt durch die live gespielten Film-Musikstücke von Nino Rota prächtig ins Ronacher passen würden.

Andrea Amort, Kurier, 17 January 2005

 

Giorgio Madia hatte die großartige Idee, den Alice-Stoff zum Thema eines Balletts zu machen. Er überrascht sein Publikum mit einigen wirklich geglückten Szenen. Das Ass darunter ist die Begegnung der beiden Lakaien an der Tür des Hauses der Herzogin. Das Überbringen und Annehmen einer Einaldung zum Kartenspiel arbeitet er zu einem pantomimischen Glanzstück über die Verwechselbarkeit von „drinnen“ und „draußen“, die Verwandlung einer Tür in einen Spiegel und die fatalen Folgen höfischer Affektiertheit aus.

Helmut Ploebst, Kleine Zeitung, 17 January 2005

 

Ein Zauber- und Welttheater im Kopf.

Es sind fröhliche, possierliche, aberwitzige Figuren, die tanzen, springen, dahinrollen, Räder schlagen, dass die naturgesetze aufgehoben scheinen: Spielkartenleute, das „flache Volk“, die anschmiegsame ‚Cheshire-Katze‘, der verrückte Hutmacher mit seiner Teestunde, der schwarze Zauberer, die tyrannische Herzkönigin, die mit ‚Kopf ab!‘ regiert und natürlich das herzige, erotische weiße Kaninchen, das Alice ins Erdinnere einlädt …

Madias Regie und Choreographie ist ein originelles Puzzle aus Figurenspielen, sie hat Witz und Charme und passt sich ganz der (Film-)Musik Nino Rotas mit ihrem oft schmachtenden Schlagerton an.

Harald Roschitz, Kronenzeitung, 17. January 2005

 

Giorgio Madia hat „Alice“ nach Lewis Carroll als buntes, groteskes, komisches, zauberhaftes Ballett choreografiert, das auf aufwendige Staffage verzichtet und sich lieber der Faszination der Farben, der mächtigen Musik Nino Rotas und der Ausdrucksstärke der Tänzer bedient.“

i.w., Die Presse, 17 January 2005

 

Eine charmante, humorvolle Inszenierung, die gefällt.

Verena Franke, Wiener Zeitung, 18 January 2005

 

 

2007 STAATSBALLETT BERLIN

 

Ästhetisches Gesamterlebnis der leisen Art …

Dass [Madia] nicht auf bloß originellen Tanz setzt, der Kinder langweilt, sondern auf kaum je abreißendes Spiel von Pantomime bis Slapstick, gehört ebenso zu den Vorzügen der fantasievollen Produktion wie das glattfarbige, souverän Aufsteller benutzende Bühnenbild von Cordelia Matthes und Bruno Schwengls weiß-schwarze Kostüme, deren Schnitt den ironischen Ton der Choreographie befördern hilft.

Madias Einstudierung […] bietet ein ästhetisches Gesamterlebnis, das sich durch seine Stille und Nachdenklichkeit von Actionkunst aller Couleurs absetzt und Kinder anregt, genauer hinzusehen, tiefer zu empfinden.

Volkmar Draeger, Neues Deutschland, 11 September 2007

 
„Alice’s Wonderland“ ist eine richtig gute Friedrichstadtpalast-Show. Sie ist frisch, rasant und voller lustiger Einfälle.

Michaela Schlagenwerth, Berliner Zeitung, 12 September 2007

 

„Alice“ shows a command of structure, musicality and pure showmanship …

Larry Lash, Ballet Review, Fall 2007