FOTOS Uwe Hauth 

OPER IN VIER AKTEN VON GEORGES BIZET

LIBRETTO VON HENRI DE MEILHAC UND LUDOVIC HALÉVY NACH DER NOVELLE VON PROSPER MÉRIMÉE

Inszenierung & Choreographie: Giorgio Madia

Bühnenbild: Kathrin Hauer

Kostümbild: Florian Parkitny

Licht: Lukasz Rozewicz

Dramaturgie: Annegret Gertz

 

Musikalische Leitung: Aurélien Bello

Junge Kammerphilharmonie Berlin

Daria Rositskaya / Farrah El Dibany (Carmen), Vladislav Kupriynov / Marcin Hitrk (Escamillo), David Esteban Fruci Gomez / Dmitry Kalyaka (Don José), Nadeshda Orlova / Alssia Schumacher (Michaela), Samantha Britt / Shira Patchornik (Frasquita), Turiya Haudenhyuse / Ksenia Beolipetskaya (Mercedes), Philip Mayer (Zuniga) sowie Peter Fabig, Ilya Varankin Alexandrovich, Idel Aralbaew, Krisztian Egyed, Anton Kireev, Sabrina Henschke, Yingang Guo, Ekaterina Odajkina

und

Studierende der Schule für Zeitgenössischen Tanz DIE ETAGE Berlin

 

Premiere:

4. August 2017

Kammeroper Schloss Rheinsberg, Heckentheater

 

„Zu vorgerückter Stunde vermengt sich die Dunkelheit im Heckentheater mit dem Schwarz der Kostüme. Lauter Nachtschattengewächse tanzen da, und doch vermisst man die Farbigkeit in keiner Sekunde, vielmehr erblickt man Carmen plötzlich in neuem Licht. Weil Madia sie, dergestalt entkleidet, auf ihre emotionalen Grundstrukturen zurückführt. Und ihr, als sich alle Darsteller zum finalen Kampf zwischen Carmen und Don José schwarze Tücher überstreifen, sogar so etwas wie mythologische Tiefe verleiht.“ Udo Badelt, Tagesspiegel Berlin, 05.08.2017.

 

 

Sinnlichkeit, Leidenschaft, Schicksal und Tod – das besondere von George Bizets Oper CARMEN entfaltet sich in der Verbindung von höchst dramatischen Momenten mit atemberaubend schöner Musik. In leichtherzigem Gewand verbirgt sich nichts anderes als das Verhängnis des Todes. Es ist die Ambivalenz, die fasziniert. Die animalische Verführerin, reine Liebe und sexuelle Anziehungskraft, Soldaten und Zigeuner, ein Deserteur und ein Torero, kraftvolle Vitalität und der angekündigte Tod.

Was mich interessiert, ist nirgends anders als in der Musik zu finden, „la musique, c’est le geste“, so die Überzeugung Georges Bizets. Die menschliche Geste verweist als ein Zeichen auf das Unerklärliche, das den Horizont eröffnet. Bizet hat die Schönheit und Größe eines fesselnden Todeskampfes komponiert, den ich in eine Arena versetze, um die zutiefst menschlichen Leidenschaften zu zelebrieren, nicht ohne den Genuss an der Gefahr. Diese Fiesta kommt ohne folkloristische Ausstattung aus. Denn die Menschen, die körperliche Ausdruckskraft der Interpreten, stehen im Zentrum meiner Inszenierung, um die sinnliche Energie unmittelbar zu erzeugen und in spannungsvolle Bewegung zu versetzen.

Um nichts anderes geht es doch im Theater: Um die Magie des Augenblicks, der im nächsten Moment schon vorüber ist, aber doch bleibt etwas, etwas, das sehr persönlich ist und das man nicht wieder vergisst. Die Oper CARMEN ist ein Naturereignis, ein Mythos unverwechselbar wie Carmen selbst, die sich entzieht, sobald man sie erobert glaubt. Unerklärbar ist ihr „Parfum“, das wie der Rauch der Zigaretten, „la fumée“, den klaren Blick vernebelt, zu Kopf steigt und die Seele verzückt. Und das Fatum ist allgegenwärtig.  – GIORGIO MADIA